Futtermittel und Ernährung von Zierfischen (Genzel)

Referat Futtermittel und Ernährung von Zierfischen,
Vereinsabend der Aquaristikfreunde Nürtingen

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Das Thema bewegt jeden Aquaristik-Liebhaber und wann hat man als einfacher Aquarianer schon mal Gelegenheit sich von einem Experten aus „erster Hand“ aufklären zu lassen. Der Vereinsabend war ausgerechnet ein Freitag, der 13. Februar, aber da ich nicht abergläubisch bin fuhr ich trotzdem hin und wurde mit hochkarätigem Erkenntnisgewinn dafür belohnt.

Der Erste Vorsitzende, Peter Gaßner, begrüßte erfreut die zahlreichen Mitglieder samt vier Gästen im voll besetzten Vereinszimmer und stellte den Referenten Kai-Uwe Genzel aus Freiberg/Neckar vor. Kai-Uwe ist kein Unbekannter in den Vereinen unserer Region. Als Aquarianer und Züchter von Kindesbeinen an war er stets sehr experimentierfreudig und lernbegierig, somit führte ihn seine Laufbahn konsequenterweise als biologischer Mitarbeiter ins Aquarium der Wilhelma Stuttgart, erst als Fischwirt, dann als Leiter des Korallenfischbereichs, insgesamt 10 Jahre. Von daher kennen ihn auch die meisten VDA‘ler unseres Bezirks14, welche die kostenlosen Aquarienführungen „Hinter den Kulissen“ der Wilhelma genießen durften. Ebenfalls ist er als Gutachter für das Veterinäramt, für die Landkreise Ludwigsburg, Rems-Murr und Esslingen, tätig. Seit 1995 hat sich Kai-Uwe mit Futtermittelherstellung & Zierfischzucht erfolgreich selbstständig gemacht, kennt das Thema sowohl als professioneller Anwender wie auch als Händler aus eigener Praxis. Besonders interessierte ihn immer die Frage: welchen Eiweißbaustein braucht welcher Fisch? Denn der Verdauungstrakt und die Enzyme bei Pflanzenfressern oder Räubern sind teilweise diametral unterschiedlich. Damit auch die Aminosäuresequenz und die Form der Kohlenhydrate. Und wichtig: welches Futter belastet das Wasser am geringsten und lässt den Fisch am schnellsten groß werden?
Was liegt also näher als solch profundes Wissen anzuzapfen?

In einem klar strukturierten Vortrag führte uns Kai-Uwe über die historischen Stadien des Fischfutters der ersten Stunde -> zuerst Lebendfutter-> Naturfutter -> Naßfutter -> Trockenfutter.
Tabele-futter Er gab Tipps zum Hältern und Desinfizierens des Lebendfutters, ging auf Vorteile und Risiken des Naturfutters ein, z.B. Nährwert, Fettanteile, Belastung durch Umweltgifte, Einschleppen von Krankheiten oder Parasiten (Egel, Planarien, usw.). Grundsätzlich gibt er den Rat: wozu unsere menschliche Nase „NEIN“ sagt, das verfüttere ich auch nicht an meine Fische. Bestes Beispiel „ Rote Mückenlarven“. Von gutem Fischfutter sollte auch Lebensmittelqualität erwartet werden. Das trifft sowohl für Lebend-, Frost-, Naß- als auch Trockenfutter zu.
Für „Naßfutter“ gibt es viele Rezeptvorschläge in diversen Gremien, es wird meistens selbst in den Zoo’s oder bei Züchtern portioniert. Beispielsweise das bekannte Rinderherz, Muschelfleisch, Garnelen usw. wobei hier schon Vitamine und Spurenelemente beigemischt werden (können).

Die Palette des Trockenfutters fächert sich heute in zahlreiche Unterarten und Formgebung auf. Ca. ab 1960 begann das Trockenfutter seinen Siegeszug durch die Zoogeschäfte. Zuerst als gepresste Rohware, Flockenfutter, dann kamen Pellets, Tabletten und extrudierte Granulate dazu. Es gab viele Lernstufen. Die Pellets und Granulate der ersten Stunde mussten erst eingeweicht werden, weil sie im Volumen erheblich aufquollen. Hätte man sie trocken verfüttert, hätte dies u.U. die Mägen der Fische gesprengt. Heute hat die Industrie beste Qualitäten, hochextrudierte Granulate quellen nicht mehr.

Es folgte ein Ausflug über die Zusammensetzung des Trockenfutters. Welche Stoffgruppen sind enthalten und warum. Eiweiß (Aminosäuren, Stickstoff), Fett (Energie), Kohlenhydrate, Rohfaser, Reinasche (Spurenelemente), Algen (Spirulina, Chlorella) usw.
Wie wirken sie, wie verwertet sie der Fisch. Welchen Einfluss haben sie, bzw. nach Verdauung durch den Fisch (dessen Ausscheidungen), auf die Wasserqualität. Zuviel unverdaute Rohfaser fördert rasant das Bakterienwachstum, ist damit häufig die Ursache für verstopfte Filter. Richtige Dimension der Futterzusammensetzung und des Wasseranteils ist wesentlich.

Weiter ging es zur juristischen Seite, zum Futterrecht. Was ist unter „Alleinfutter“ oder unter „Mischfutter“ zu verstehen? Welche Inhaltsstoffe, Zusatzstoffe (Vitamine, Medikament, Farbstoffe) sind erlaubt. Was ist zu deklarieren, was besagt das Haltbarkeitsdatum? Interessant war u.a. die Aussage aus wissenschaftlichen Laborversuchen, dass Astaxanthin, ein beliebtes Additiv zur Verstärkung der Rottöne, bei dauerhafter Verfütterung an Ratten Schädigungen der Organe hervorrufen kann. Dies trifft jedoch scheinbar nur bei Säugetieren zu, vergleichbare Studien bei Fischen ergaben keine negativen Anhaltspunkte.
Es folgte eine breite und sehr lebhafte Diskussion, was beweist dass dieses Thema allen Aquarianern sehr am Herzen liegt. Kai-Uwe Genzel beantwortete souverän die heran prasselnden Fragen. Sehr gefreut haben sich die Nürtinger Vereinsfreunde auch über seine mitgebrachten Futterproben von
aquakultur-genzel.

Text+Bild ©Horst Steven

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Links: Referent Kai-Uwe Genzel, rechts: Erster Vorsitzender Peter Gassner

 

Tümpeln (Lebendfutter)

Beinahe schon traditionell fuhren die Aquarienfreunde Nürtingen e.V. einmal im Jahr gemeinsam zum Tümpeln (Lebendfutter fangen) an einen kleinen Tümpel in Waiblingen. Gemeinsam machte man sich zu dieser kleinen Fangreise von Nürtingen in Fahrgemeinschaften auf den Weg. Reichlich Kleinkrebse und Wasserflöhe, Mückenlarven und natürlich auch so mancher „Beifang“ gingen uns dabei schon in Netz.

Leider ist der Teich in den letzten Jahren im Frühjahr immer mehr mit Entengrütze zugewuchert und hat einen ziemlich penetranten Geruch entwickelt. Wahrscheinlich hat dies auch mit den immer wärmeren Winter- und Frühjahrsmonaten zu tun. Jedenfalls gingen die gefangenen Mengen an Cyclops und Daphnien auch immer weiter zurück und ein anderes geeignetes Gewässer haben wir bisher noch nicht gefunden.

Also wird 2016 das erste Jahr seit Langem sein, an dem wir nicht zum gemeinsamen Tümpeln aufbrechen. So endet eine schöne Tradition. Unvergessen die vielen, teils abenteuerlichen, Fangaktionen gerade unserer Kleinsten. Unvergessen die staunenden Kinderaugen beim Anblick der Vielfalt in unseren Gewässern. Unvergessen so mancher Einkehrschwung nach erfolgreicher Jagd.

Vielleicht, wenn wir einmal einen anderen geeigneten Weiher oder Tümpel entdecken, wird diese Tümpeltradition wieder aufleben. Bis dahin werden sich unsere Pfleglinge mit Wasserflöhen, Mückenlarven und anderen Krebstierchen aus künstlicher Inkubation, Plastikbeuteln oder gar der Gefriertruhe begnügen müssen.