Stuttgarter Zeitung (Esslinger Ausgabe)

Am 16.01.2009 hatten die Aquarienfreunde Besuch von der Presse und am 20.01.09 kam in der Stuttgarter Zeitung (Esslinger Ausgabe) ein großer Bericht mit einer halben Seite über die Aquarienfreunde Nürtingen und das Thema Wirbellose in der Aquaristik. Auch wenn er inhaltlich einige Fehler aufwies, so war er doch eine schöne Werbung für unseren Verein:
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Die Welt der bunten Schnecken, Krebse und Garnelen

Wirbellose sind auch in der Nürtinger Aquaristik-Szene der Renner –
Die teuersten Exemplare kosten so viel wie ein Kleinwagen

NÜRTINGEN. In den Aquarien sind die Wirbellosen auf dem Vormarsch. Schnecken, Krebse und Garnelen sind drauf und dran, den Fischen den Rang streitig zu machen. Der Trend hat auch die Aquarienfreunde in Nürtingen erfasst.

Von Wolfgang Berger

Die Zeiten, zu denen Oliver Hoß Fridolin, den Frontosa-Beulenbarschbock und seinen Schwarm Weibchen mit Garnelen aufgepäppelt hat, sind vorbei. Zwar dürften sich die Shrimps bei den Fischen einer ähnlichen Beliebtheit erfreuen wie unter menschlichen Feinschmeckern, doch seit die Garnelen zusammen mit den Krebsen, Schnecken und anderen Wirbellosen der letzte Schrei in der Aquaristik sind, kommt es beinahe schon einem Akt der Barbarei gleich, seine Garnelen einfach Fischen zum Fraß vorzuwerfen.

Natürlich gibt es nach wie vor Garnelen, die für einen Appel und ein Ei zu haben sind. Doch eine schwarze Tigergarnele für 50 Euro ins Fischaquarium setzen, hieße Kaviar zu servieren. Der Gipfel der Dekadenz, so nicht gar pervers, wäre es, einer besonders schön gezeichneten, rot-weißen Garnele aus dem Stall des japanischen Edelzüchters Ebi-Ten die Gesellschaft eines Barsches zuzumuten. Zwar werden die zweieinhalb Zentimeter großen Zwerge ohnehin kaum älter als zwei Jahre. Den Gegenwert eines Kleinwagens binnen Sekunden im Magen eines Fisches verschwinden zu lassen, wird aber kaum jemand verantworten wollen.

Tiere im Wert von 10 000 Euro hat keiner von den 60 Mitglieder zählenden Nürtinger Aquarienfreunden im Becken. „Wir haben keine solchen Spinner“, sagt Oliver Hoß. In seinem Wirbeltierbereich – insgesamt hat er ein Wasservolumen von zweieinhalbtausend Liter übers Haus verteilt – tummeln sich neben einigen Garnelen und Schnecken auch vier Krebse der Gattung Cherax, die aus Neuguinea stammen. Der Farbe ihrer Scherenspitze verdanken sie die Bezeichnung „Orange-Typ“. Im Aquarium von Oliver Hoß haben die nachtaktiven Kreaturen die Aussicht auf ein zwei bis vier Jahre langes Leben – vorausgesetzt, das Wasser im Becken kippt nicht, was die Horrorvorstellung eines jeden Aquaristen ist. Einmal ist Hoß von solch einer Katastrophe heimgesucht worden. Das war einen Tag bevor er in den Urlaub fahren wollte, der Fischfan vermutete eine Überdosis Chlor im Wasser als Todesursache.

Warum erfreuen sich nun die Wirbellosen seit kurzem einer solch außerordentlichen Beliebtheit? „Ha, sie sind halt schon schön“, meint dazu Oliver Hoß. Sein Vereinskamerad Jochen Aichele hat eine andere, ebenso plausibel klingende Erklärung parat. „Wenn ich weiß, dass der Oliver Hoß ein Tier hat, das ich nicht habe, dann werde ich nervös, so ist das.“ Diese Motivation, die letztlich jedweden Sammler antreibe, sei in der Terraristik vor wenigen Jahren offenbar geworden, als jemand nur noch was zu gelten schien, wenn er mindestens einen Pfeilgiftfrosch im Terrarium hocken hatte.

Der Vorteil gegenüber der Fischhaltung ist es laut Jochen Franz von den Nürtinger Aquarienfreunden, dass die Wirbellosen wenig Platz beanspruchen und in sogenannten Nano-Becken mit nur 20 Liter Wasser gehalten werden können. Was außerdem noch für die Wirbellosen spreche, ist deren Reinigungswirkung. „Rennschnecken zum Beispiel sind die beste Putzkolonne im Wasser, weil sie die Algen von den Scheiben fressen“, sagt Franz. Laut dem Vereinsvorsitzenden Peter Gaßner stehen vor allem Frauen auf die Wirbellosen. Jochen Franz“ Frau Kerstin pflichtet bei. 75 Prozent aller Zwerggarnelen sind in weiblichem Besitz. Warum bei den Schnecken die Quote sogar 90 Prozent beträgt, vermag auch sie nicht erklären.

Derweil spazieren die beiden Kater der Familie Hoß, Tiger und Nemo, am Barschbecken auf und ab und werfen begehrliche Blicke auf die Garnelenvertilger. Fressen und gefressen werden – dieses Lebensprinzip beherrscht auch die Welt der Aquarien.

Der Club der Aquarienfreunde erwartet am Freitag, 13. Februar einen Experten im Nürtinger Rathaus. Von 20 Uhr an wird der Aquariumdesigner Oliver Knott per Power-Point zeigen, welche Möglichkeiten es bei der Gestaltung von Aquarien gibt.

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